Islam und Koran

Was für eine Rolle spielen Träume in unserem Leben?

Frage:

Wie bewerten Sie die Rolle von Trauminterpretationen im Islam und in Träumen im Allgemeinen?

Antwort:  

Der Mensch ist ein Zusammenspiel aus Körper und Seele. Der Körper dient dem Geist als Hülle – er verlässt ihn, wenn wir schlafen und kehrt zurück, wenn wir aufwachen. Der tote Körper ist wie ein zerstörtes Haus, in das die Seele nicht zurückkehrt, bis es wieder erschaffen wird. Der folgende Koranvers sagt dazu:

,,Gott beruft die Seelen zur Zeit ihres Todes ab und auch diejenigen, die nicht gestorben sind, während ihres Schlafes. Er hält die einen, für die Er den Tod beschlossen hat, zurück und gibt die anderen auf eine festgesetzte Frist frei. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken (az-Zumar, die Scharen 39/42).“

Es ist der Körper, der schläft und stirbt. Die Seele kann weder sterben noch schlafen. Der heilige Koran zeigt uns, was die Seele, die sich vom toten Körper verabschiedet, daraufhin spricht:

,,Wenn dann der Tod zu einem von ihnen kommt, sagt er: „Mein Herr, bringt mich zurück, auf dass ich rechtschaffen handele in dem, was ich hinterlassen habe.“ Keineswegs! Es ist nur ein Wort, das er (so) sagt; hinter ihnen wird ein trennendes Hindernis sein bis zu dem Tag, da sie auferweckt werden (al-Muminun, die Gläubigen 23/99-100).“

Demnach gehen die Seelen der Toten und Schlafenden an den gleichen Ort und treffen sich. Jeder, der ein wenig darüber nachdenkt, sieht hier eine Verbindung zu Träumen. Die Seelen, die aufeinander treffen, können miteinander kommunizieren. Abdulmuttalib, der Großvater unseres Propheten (Friede sei mit ihm),  fand mit Hilfe eines Traumes die Zamzam-Quelle und den dortigen Schatz, die vor langer Zeit verlorengegangen waren. Im Koran gibt es eine Vielzahl von Beispielen für Träume. In der Sura Yusuf/Josef wird vom Traum des Propheten Josef, den Träumen der Männer, die mit ihm gefangen gehalten wurden, und dem Traum des Königs erzählt. In der Sura as-Saffat, Verse 102 bis 110, wird der Traum des Propheten Abraham (Gottes Frieden und Segen auf ihm) und in der Sura al-Fath, Vers 27, der Traum unseres Propheten erzählt. Diese Träume sind so offenkundig, dass man sie nicht interpretieren muss.

Traumdeutungen

Versuchen wir anhand der Traumdeutung des Propheten Josef das Thema Traumdeutung anzugehen:

Der ägyptische König sagte: ,,Ich sah sieben wohlgenährte Kühe, die von sieben mageren gefressen wurden, und sieben grüne Ähren und (sieben) andere Dürre. O ihr führende Schar, gebt mir Auskunft über mein (Traum)gesicht, wenn ihr ein (Traum)gesicht auslegen könnt.“

Sie sagten: ,,(Das ist) ein Bündel von wirren Träumen. Wir wissen über die Deutung der Träume nicht Bescheid.“

Derjenige von beiden, der entkommen war und sich nach einiger Zeit an Josef erinnerte, sagte: ,,Ich werde euch seine Deutung kundtun. Darum entsendet mich.“

Da kam er zu Josef und dieser deutete den Traum und sagte:

,,Ihr werdet unablässig sieben Jahre wie gewohnt säen. Was ihr erntet, das lasst in seinen Ähren, bis auf ein weniges, wovon ihr esst. Hierauf werden nach alledem sieben harte (Jahre) kommen, die das aufzehren werden, was ihr für sie vorbereitet habt, bis auf ein weniges von dem, was ihr aufbewahrt. Hierauf wird nach alledem ein Jahr kommen, in dem die Menschen Regen haben und in dem sie (Früchte) auspressen werden (Yusuf, Josef 12/43-49).“

Die Traumdeutung beruht auf der Ähnlichkeit der Symbolik im Traum mit dem realen Leben. Wer diese Zusammenhänge nicht sieht, kann keine Traumdeutung vornehmen. Die Männer des Königs waren nicht in der Lage, diesen Zusammenhang zu sehen und konnten somit seinen Traum nicht deuten.

Die Beziehung zwischen Körper und Seele

Da der Mensch ein Zusammenspiel aus Körper und Seele ist, besteht eine enge Beziehung zwischen ihnen. Die wahrhaftigen Träume sieht man auf einem Tiefpunkt dieser Beziehung – wenn der Körper ruht und die Seele entspannt. Die Seele nimmt Distanz zu den Dingen, die uns im Alltag beschäftigen und beeinflussen. Das entnehmen wir auch den Worten unseres Propheten:

,,Die wahrsten Träume sind die Träume im Morgengrauen.“ (Tirmidhî, Ru’ya 3, (2275)

Zu dieser Zeit ist der Körper ausgeruht, der Magen ist leer, der Geist und der Körper arbeiten auf niedrigster Stufe. Was unser Bewusstsein und Unterbewusstsein beschäftigt, kann sich auch in unseren Träumen wiederfinden. Wer z.B. verliebt ist und heiraten möchte, kann in seinem Traum diese Person heiraten. Dies sind aber keine wahrhaftigen Träume. Da der Teufel die Befugnis hat, uns auf Abwege zu locken, kann er seine Arbeit auch auf unsere Träume ausweiten. Unser Prophet sagte:

,,Es gibt dreierlei Träume. Gute Träume als gute Kunde von Gott, die eigene Einbildung und das Angstmachen des Teufels. Wenn einer von euch etwas schlechtes träumt, soll er das Gebet verrichten und keinem davon erzählen.“ (Muslim, Ruya 6, Hadith, Nr. 2263)

Und auch

,,Wenn jemand von euch etwas im Traum sieht, das er gern hat, so ist dies von Gott. Er soll Gott dann dafür lobpreisen und anderen Menschen davon erzählen. Sieht er aber etwas anderes, das er nicht mag, so ist dies vom Satan. Er soll dann seine Zuflucht (bei Gott) vor dem Übel dieses Traumes suchen und keinem Menschen davon erzählen, denn dadurch wird ihm kein Schaden entstehen.“ (Bukhari, Ruya, 3)

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