Frage:
In unserer Alltagssprache und auch im Alltagsgebrauch unter Muslimen findet man heutzutage das Wort „schaffen“ bzw. „erschaffen“. Fast in jedem Kontext findet es Gebrauch. Der Künstler erschafft ein Gedicht oder ein Gemälde. Darf man diesen Begriff so frei nutzen, egal in welchem Kontext? Wann wäre ein solcher Gebrauch denn zulässig?
Antwort:
Wenn man den Begriff nicht im Sinne von „aus dem Nichts erschaffen“ verwendet, sondern im Sinne von „dem bereits Erschaffenem ein neues Aussehen (zu) verleihen“, ist das nicht verwerflich. Niemand außer Gott kann aus dem Nichts erschaffen. Er allein ist der Schöpfer alles Existenten. Menschen können lediglich das bereits Vorhandene entdecken und ihm eine neue Form geben. Der Begriff des Erschaffens im Sinne des Formens von bereits Erschaffenem findet sich im Koran in einem Vers über den Propheten Jesus wieder:
Und (Er wird ihn schicken) als einen Gesandten zu den Kindern Israels (zu denen er sagen wird): „Gewiss, ich bin ja mit einem Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen: dass ich euch aus Lehm (etwas) schaffe, (was so aussieht) wie die Gestalt eines Vogels, und dann werde ich ihm einhauchen, und da wird es ein (wirklicher) Vogel sein. Und ich werde mit Gottes Erlaubnis den Blindgeborenen und den Weißgefleckten heilen und werde Tote mit Gottes Erlaubnis wieder lebendig machen. Und ich werde euch kundtun, was ihr esst und was ihr in euren Häusern aufspeichert. Darin ist wahrlich ein Zeichen für euch, wenn ihr gläubig seid.“ (Al ‚Imran, Das Haus von Imran 3/49)
Auch steht in der Surah al-Mu’minûn, Vers 14 und der Surah al-Sâffât, Vers 125, dass „Allah der Schönste aller Schöpfer ist“. In diesen Versen wird der Begriff des Erschaffens, also „halk“ im Sinne der Formung bzw. Umgestaltung des bereits Erschaffenem verwendet.