Frage:
Darf man sich nach dem Islam fotografieren lassen oder Fotografien anderer machen?
Antwort:
Wenn man von Filmen spricht, denkt man sofort an Bilder und das Fotografieren. Bekanntermaraßen gibt es Hadithe des Propheten, in denen Bilder und Statuen untersagt werden:
Von unserer Mutter Aisha wird überliefert: „Der Prophet (Friede sei mit ihm) kam von einer Reise zurück; ich hatte einen Schrank mit einem Tuch bedeckt, auf dem Bilder waren. Da verfärbte sich das Gesicht des Propheten und er sagte: ‚Oh Aisha! Die am Tage der Auferstehung die größte Strafe erhalten werden, sind die, die versuchen, das zu erschaffen, was Gott erschuf.‘ Daraufhin machten wir aus dem Vorhang zwei Kissen“ (Bukhari, Libas, 91)
Abu Hurairah (r.a.) berichtete, dass der Prophet (a.s.s.) sagte:
„Gott, der Erhabene, spricht: ‚Wer ist ungerechter als der, der versucht, etwas zu erschaffen wie nur Ich erschaffe? Soll er doch ein Weizenkorn erschaffen oder ein Atom.'“ (Bukhâri, Tawheed 56)
„Abscheuliche Taten“ in diesem Sinne sind u.a. Handlungen, bei denen die göttliche Schaffung nachzuahmen versucht wird. Solche Handlungen unterliegen einer strengen Strafe.
Den Anspruch zu erschaffen, wie Gott erschafft, sieht man häufig bei Malern und Bildhauern. Hierbei liegt der Erfolg nicht darin, dass ein Künstler sein Modell exakt kopiert. Vielmehr wird erwartet, dass der Künstler etwas von sich einfließen lässt und seine Kreativität unter Beweis stellt.
Man kann also sagen, dass der Künstler etwas erschafft, dass sich in manchen Eigenschaften von der Schöpfung Gottes unterscheidet.
So tritt man in der Schöpfung mit Gott in Konkurrenz, welches ein abscheuliches Verhalten darstellt und die im Hadith erwähnte Androhung rechtfertigt: „Wer ist ungerechter als der, der versucht, etwas zu erschaffen wie nur Ich erschaffe? Soll er doch ein Weizenkorn erschaffen oder ein Atom.“
Eine solche Haltung des Malers wird am jüngsten Tag die Aufforderung nach sich ziehen: „so haucht eurer Schöpfung doch Leben ein“.
Eine Fotografie ist die Übertragung von lebendigen und leblosen Dingen auf Film, mittels einer Linse. Wenn dieser Film auf Papier übertragen wird, spricht man von Fotos. Wenn diese Aufnahmen mittels verschiedener Vorgänge auf den Bildschirm oder eine Leinwand übertragen werden, spricht man von Filmen oder Videofilmen.
Bei den auf Film aufgenommenen Lebewesen kann man nicht von der Kreativität des Filmenden sprechen. Der Filmende gilt eher dann als erfolgreich, wenn er die aufgenommenen Objekte in bester Weise arrangiert.
Das, was auf Film sichtbar ist, unterscheidet sich nicht von dem, was in einem Spiegel sichtbar wäre. Obwohl es als Makruh angesehen wird, wenn sich Bilder und Büsten von lebendigen Wesen auf dem Kopf oder in der Nähe eines Betenden befinden, (Ömer Nasuhi Bilmen, Büyük İslam İlmihali, İstanbul 1992, S. 229) wird das Spiegelbild des Betenden oder anderer Lebewesen am Ort des Gebets nicht als Makruh angesehen, weil der Spiegel das Bild exakt wiedergibt.
Im Übrigen neigen Menschen dazu sich vor Bildern und Büsten zu verneigen und sie zu verehren, während sie das bei Filmen und Fotos eher nicht tun.
Weil Fotografen keine Kreativität beweisen möchten, indem sie ihren Objekten neue Eigenschaften und Züge verleihen, sind die Warnungen nicht die Warnungen, die wir in den Hadithen finden, nicht gerechtfertigt. Aus all diesen Gründen gehört das Filmen und Filmenlassen nicht zu dem in den Hadithen untersagten Tasweer.