Die Vergöttlichung der Propheten
Von Jamal Najim
Gott entsandte auserwählte Leute zu den Menschen, damit sie ihnen frohe Botschaften bringen und sie vorwarnen. Diese auserwählten Leute nennen wir Propheten.
Wenn Gott einen Propheten zu den Menschen entsandte, dann nur, um ihnen mitzuteilen, dass sie nur Ihn alleine anbeten und dass sie Ihm keine Götzen beigesellen sollten.
Es gibt keinen einzigen Propheten, der seine Leute nicht vor der Gefahr des Götzendienstes gewarnt hat. Zusätzlich haben sie alle ohne Ausnahme betont, dass sie nur einfache Menschen sind und dass sie alle auserwählte Anbeter (Diener) Gottes sind. Sie hatten lediglich die Aufgabe, die von Gott erhaltene Botschaft an ihre Umwelt weiterzuleiten.
Dies war das tatsächliche Anliegen aller Propheten. Demgegenüber steht die Absicht der Aufwiegelung (Fetna), besonders die des Teufels. Die übertriebene und zugespitzte Feindschaft des Teufels gegen den Menschen ist im Laufe der Zeit nicht weniger geworden, seitdem er Gott versprach, die Menschheit mit allen Mitteln vom rechten Weg abzubringen.
Der Koran erzählt über die Frechheit (Wakaha) des Teufels in den Versen 16 – 17 des Kapitels 7, Al-Araaf (die Höhen):
(16) ,,Er sagte: ,Und weil Du mich (durch diese Prüfung) hast abirren lassen, werde ich ihnen auf Deinem geraden Weg auflauern,
(17) dann werde ich ihnen von vorne, von hinten, von ihrer Rechten und von ihrer Linken auflauern. Dann wirst Du die meisten von ihnen undankbar finden.“ (Zaidan)
Der Teufel verharrt unermüdlich in seiner Antipathie (Hass) gegenüber den Menschen, bis er sein Versprechen erfüllt. Dazu nimmt er den rechten Weg als Arbeitsplatz für sich, damit er die sich auf ihm bereits befindlichen, aber auch die neu dazu kommenden Leute irre leitet und von ihm abbringt, einmal durch Verherrlichung schlechter Taten und zum anderen durch Verfälschung der Wahrheit.
Eine dieser Aktionen des Teufels ist das Erhöhen der Stufe der Propheten über die aller anderen Menschen. Dies ist für den Teufel nicht schwer, weil er viele Menschen als Gefolge hat, die man als menschliche Gehilfen des Teufels bezeichnet. Sie helfen sich gegenseitig, um die anderen vom rechten Weg abzubringen und die Propheten zu vergöttlichen. Solche Rufe finden starken Widerhall bei den meisten Leuten, insbesondere bei den niedrigeren sozialen Schichten, weil die Vorstellung der Erhabenheit und Größe der Propheten im menschlichen Denken verankert ist, schon seit der Zeit des ersten Propheten. Der Koran erzählt uns über solche Menschen in den Versen 94 – 95 des Kapitels (17) Al-Israa (Die Nachtwanderung):
(94) ,,Und nichts hat die Menschen abgehalten, zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam; doch sie sagten nur: ,Hat Allah einen Menschen als Gesandten geschickt?’
(95) Sprich: ,Wären auf Erden friedlich und in Ruhe wandelnde (wandernde) Engel gewesen, hätten Wir ihnen gewiss einen Engel vom Himmel als Gesandten geschickt.’” (M. A. Rassoul)
In Vers 7 des Kapitels (25) Al-Furkan (die Entscheidung) steht:
(7) ,,Sie sagen: ,Was für ein Gesandter ist das, der wie die anderen Menschen isst und auf den Märkten umhergeht? Warum wird ihm kein Engel herabgesandt, der ihm als Mitwarner beisteht?’“ (Azhar)
Viele Menschen wundern sich über folgenden Vers 110 des Kapitels 18, Al-Kahf, die Höhle:
(110) ,,Sag: ,Ich bin nur ein Mensch (baschar) wie ihr, doch mir ist offenbart worden, dass euer Gott ein einziger Gott ist. Wer nun damit rechnet, (am Tag des Gerichts) seinem Herrn zu begegnen, soll rechtschaffen handeln und, wenn er seinem Herrn dient, ihm niemand beigesellen.” (Rudi Paret)
Sie wundern sich darüber, weil sie denken, dass der Prophet Mohammed (SAW) einer ist, der über der Menschheit steht. Man versteht aber vom o. e. Vers das Gegenteil. Trotzdem ignorieren sie ihn, um die Wahrheit nicht zu sehen. Gott sagt über solche Leute in den Versen 17-18 des Kapitels 2, Al-Bakara (die Kuh):
(17) ,,Sie sind jenem Manne vergleichbar, der ein Feuer anzündete; und als es alles um ihn erhellte, nahm (Gott) Allah ihr Licht hinweg und ließ sie in Finsternissen; sie sehen nicht.
(18) Taub, stumm, blind: also werden sie nicht zurückkehren.” (Ahmadeyya)
Die Christen haben ja den Propheten Jesus vergöttert. Die Katholiken denken, dass Gott ohne Jesus das Universum nicht erschaffen hätte. Sie glauben, dass alles, was auf Erden und im Himmel, sichtbar oder nicht sichtbar ist, ebenso die Macht und die Herrschaft, nur wegen Jesus und für Jesus erschaffen worden sei.
Leider hat sich diese falsche und irreführende Vorstellung auch unter den Muslimen verbreitet. Sie bringen als Beweis dafür den gelogenen „Hadith“ (Mohammeds Rede), dass Gott gesagt hätte: „Ohne Dich, O Mohammed, hätte ich dieses Universum nicht erschaffen.“ Es gibt sogar welche, die behaupten wollen, dass Gott (ebenfalls) für die und wegen der sog. mohammedanischen Wirklichkeit alles erschaffen habe. Diese mohammedanische Wirklichkeit wurde (sogar) als ewig bezeichnet. Als „ewig“ kann man aber nur Gott bezeichnen.
Die Katholiken glauben, dass Jesus ein wirklicher Mensch und gleichzeitig auch ein wirklicher Gott sei. Darum sei er der einzige Vermittler zwischen Gott und Mensch. Ebenso denken auch einige muslimische Führer, dass Gott und die mohammedanische Wirklichkeit zwei Gesichter der gleichen Wahrheit seien. Andere (Araber) sagten, dass das Wort „Ahad“ (einzig, als eine Bezeichnung Gottes) dem Wort „Ahmad“ (ein im Koran erwähnter Name für Mohammed) gleich sei. Also: Ahad (Gott) sei Ahmad (Mohammed). Der Buchstabe „m“ ist der alleinige Unterschied zwischen den beiden Worten. Das sei wegen Ahmad (Mohammed) eingefügt worden. Außerdem umkreise dieser Buchstabe „m“ das Universum.
Der Islam ist weit entfernt von diesem fürchterlichen Irrtum und hat überhaupt keinen Bezug zu diesen falschen und verlogenen Behauptungen. Gott erklärt in Vers 144 des Kapitels 3, das Haus Imran:
(144) Mohammed ist nur ein Gesandter. Vor ihm sind Gesandte dahingegangen. Wenn er nun stirbt oder getötet wird, werdet ihr umkehren auf euren Fersen? Und wer auf seinen Fersen umkehrt, der fügt Allah nicht den mindesten Schaden zu. Und Allah wird die Dankbaren belohnen. (Ahmadeyya)
Ebenso steht in Vers 6 des Kapitels 41, Fussilat (aufgegliedert):
(6) ,,Sprich: ,Ich bin nur ein Mensch wie ihr. Mir wird offenbart, dass euer Gott ein einziger Gott ist; so seid aufrichtig gegen Ihn und bittet Ihn um Vergebung.’ Und wehe den Götzendienern!“ (M. A. Rassoul)
Auch in den Versen 21-23 des Kapitels 72, Al-Dschinn, wird Bezug zu diesem Thema genommen:
(21) ,,Sprich: ,Ich habe nicht die Macht, euch weder Schaden noch Nutzen zuzufügen.’
(22) Sprich: ,Fürwahr, keiner kann mich vor Gott (Allah) beschützen, noch kann ich eine Zuflucht finden außer Ihm.
(23) (Mein Amt ist) nur die Übermittlung der Offenbarung von Gott (Allah) und Seiner Botschaften.’ Und die sich Gott (Allah) widersetzen und Seinem Gesandten, für die ist das Feuer der Hölle, darin sie bleiben sollen auf lange Zeit.” (Ahmadeyya, bearbeitet)
Im Bezug auf die Quellen verweise ich auf den arabischen Originaltext.
Übersetzt ins Deutsche von Dr. Abdulhamid Gehani
12.10.2016
Deutschsprachige Aufsicht:
Hatice Göktaş
Die Vergöttlichung der Propheten
Es gibt in den Buchreligionen eine Tendenz dazu, die Propheten zu verehren, sie als übermenschliche Wesen zu betrachten und ihnen über ihre Funktion als Botschafter und Diener Gottes hinaus göttliche Eigenschaften zuzusprechen. Der Koran lehnt dies vehement ab und warnt vor solchen Irrtümern.